Sieht man sich eine Herde von Islandpferden an, so fallen die vielen verschieden Farben auf.
Bei den Islandpferden existieren fast alle möglichen Farben die bei Pferden zu finden sind. Eine Farbe möchte ich hier genauer beschreiben, da wir viele Pferde mit dieser Art Farbe davon in unserer Zucht haben.
Helmschecken werden oft als Schecken betitelt, obwohl es gar keine Schecken sind. Zumindest wenn man den Schecken als klassischen Tobianoschecken definiert (siehe Tabelle) mit dem Genotyp To/To (reinerbig) oder To/to (mischerbig). Bei den Helmschecken kann man eher von großen Abzeichen am Kopf, den Beinen und dem Bauch sprechen. In der Fachliteratur werden sie den Overoschecken zugeordnet (siehe Tabelle). Im Gegensatz zu den Tobianoschecken haben Pferde mit dem Splashgen den Genotyp Spl/spl (mischerbig/ Splashgenträger/ 1 Splashgen) oder Spl/Spl (reinerbig/ Helmschecken).
Hier sieht man ein Bild zweier klassischer Tobianoschecken, die wir weitläufig als Schecken in der Islandpferdezucht bezeichnen. Bei dem Erbgang ist es wichtig zu wissen, dass immer ein Elternteil gescheckt sein muss, um ein Fohlen mit Scheckung bekommen zu können.
Skella und Tilviljun aus dem Haasenbau
(Mütter jeweils einfarbig, Vater reinerbig gescheckt (To/To: Víðir frá Sæfelli)
Bei den Helmschecken erkennt man deutlich eine andere Zeichnung der Pferde als bei Tobianoschecken. Fälschlicherweise wird im Volksmund oft behauptet, dass das Weiß nicht den Rücken des Pferdes durchbrechen darf, dies stimmt aber nicht. Die Verteilung der Grundfarbe zum weißen Fell kann man grob in drei Formen einteilen.
Beginnen wir mit der klassischen Form eines Helmschecken:
Moli frá Skálafelli I (Hengst),
Helmschecke aus der Zucht von Janine Arens, Besitzer: Islandpferde aus dem Haasenbau/Tim Schult-Heidkamp
Hier sieht es aus, als ob jemand einen Eimer Farbe über den Rücken des Pferdes geschüttet hat.
Beide Seiten der Stute Mýsla von der Rotbuche aus der Zucht von Sabine Stafforst,
Besitzer: Islandpferde aus dem Haasenbau/Tim Schult- Heidkamp
Noch ein Beispiel:
Energon von der Nauwies (Hengst), Züchterin: Tanja Engel,
Besitzer: Islandpferde aus dem Haasenbau/Tim Schult-Heidkamp
Vier weiße Beine, deutlicher Bauchfleck, schwarzerLippenfleck, zwei blaue Augen und weißer Kopf mit farbigen Ohren. Hier sieht man auch nochmal gut, dass der Kopf sehr unterschiedlich gefärbt sein kann. Auf der linken Seite reicht die Blesse bei Energon bis über das Auge, auf der rechten Seite nur bis knapp vor das Auge. Die Ohren sind auch hier wieder farbig.
Weiterhin gibt es noch Helmschecken mit sehr wenig weißen Stellen am Körper, wo man sich nicht sofort sicher ist, ob es überhaupt Helmschecken sind:
Glitra från Pilekull, Vater ist einer der wenigen Elitehelmschecken Hörgull frá Steðja, aus der Zucht von Anna Jepsson,
Besitzer: Islandpferde aus dem Haasenbau/Tim Schult-Heidkamp
Auf den ersten Blick sieht sie wie eine
dunkelbraune Stute mit breiter Blesse aus…
…. auf den zweiten Blick wird dann deutlich, dass es typische Anzeichen eines Helmschecken gibt. Die Stute zeigt die vier weißen Beine, weiße Haare im Schweif, den Bauchfleck, einen schwarzen Lippenfleck sowie zwei blaue Augen.
Ein ähnliches Bild zeigt Skelfing frá Skriðulandi. Nach dem Kauf habe ich sie auf das Splashgen testen lassen. Dadurch, dass ich noch nicht so viel Wissen über die Helmschecken hatte, war ich mir nicht sicher, ob sie ein Helmschecke oder nur Splashgenträger (Erklärung: siehe weiter unten im Artikel) ist.
Skelfing frá Skriðulandi, Vater:Ægir frá Móbergi (Rappe ohne Abzeichen, jedoch Splashgenträger, Mutter: Rappe ohne Abzeichen jedoch mit etwas Blau im Auge, ebenfalls Splashgenträger) Züchter: Sigfús Arnar Sigfússon,
Besitzer: Islandpferde aus dem Haasenbau, Maren Haase
Auf den zweiten Blick zeigt sie deutliche Anzeichen:
schwarzer Lippenfleck, vier weiße Beine (das schwarze Vorderbein hat einen weißen Fleck an der Fesselbeuge) und einen sehr großen Bauchfleck der sich stichelhaarig bis an die Seite hochzieht.
Gucken wir uns einmal an, warum der Test bei Skelfing nicht nötig gewesen wäre: Sowohl der Vater als auch die Mutter sind Rappen ohne Abzeichen. Das etwas blau gefärbte Auge verrät jedoch mehr über ihren genetischen Farbhintergrund. Beide Eltern von Skelfing waren keine Tobianoschecken (To).
Wie kann dann ein Pferd herauskommen, welches auf den ersten Blick ein „Schecke“ ist (Die Züchter müssen ziemlich verwundert gewesen sein, als bei der Anpaarung zweier Rappen solch ein buntes Fohlen herausgekommen ist.)
Gehen wir nochmal an den Anfang des Artikels: bei einem Tobianoschecken (To) muss immer ein Elternteil gescheckt gewesen sein. Dies ist bei diesem Beispiel nicht der Fall, es tritt jedoch eine „Scheckung“ unter dem Bauch auf. Somit ist hier eindeutig klar, dass die Stute ein Helmschecke sein muss. Hierbei reicht es nämlich, dass beide Eltern Träger des Splashgens sind, um einen Helmschecken herauszubekommen.
Dann gibt es noch die dritte Variante, die sehr viel Weiß am Körper hat:
Hrói Höttur aus dem Haasenbau, Züchter: Islandpferde aus dem Haasenbau, Maren Haase
Er hat nur eine schwarze Jacke mit Kapuze an. Dies gab ihm auch seinen Namen: Robin Hood in der isländischen Sprache.
Jetzt wird es noch etwas komplizierter, nämlich können Splashgenträger und Helmschecken gleichzeitig noch Tobianochecken (To) sein. Dies hat mir sehr dabei geholfen, zu verstehen, dass Helmschecken keine „normalen“ Schecken sein können.
Als Erstes kümmern wir uns um die Spalshgenträger mit zusätzlich dem Tobianoscheckgen.
Ich habe eine Stute auf Island gekauft, die nur als Fuchsschecke bei Worldfengur eingetragen war:
Álfadís frá Syðri-Brú, Vater: Álfasteinn frá Selfossi , aus der Zucht von Árni Steinarsson,
Besitzer: Islandpferde aus dem Haasenbau/ Maren Haase
Die bunte Scheckung konnte vom Vater kommen, jedoch war diese witzige Blesse und der Lippenfleck doch etwas verdächtig. Ein Blick auf den Stammbaum zeigte, dass der Großvater mütterlicherseits mit blauem Auge eingetragen war. Deswegen wurde etwas Mähne gezupft und ins Labor geschickt um zu testen, ob sie das Splashgen trägt (außerdem noch auf das Falbgen). Die Vermutung war richtig, sie trägt das Splashgen (Spl/spl) und zusätzlich das Scheckgen (To) und ebenfalls das Falbgen. Pferde mit Splashgen und zusätzlich dem Tobianoscheckgen sind häufig sehr bunt und auffällig gezeichnet. Sie haben auch oft ein oder zwei blaue Augen oder zweifarbige Augen mit viel Weiß am Kopf.
Ebenfalls können auch Helmschecken noch zusätzlich das Scheckgen (To) tragen. Diese sind meistens mit fast ausschließlich Weiß ausgestattet und haben nur sehr wenig Fell in ihrer Grundfarbe am Körper. Diese befindet sich fast immer an Schweif und/oder Kopf und hier an den Ohren.
Fuchur aus dem Elfenreich aus der Zucht von Maja Schnell, Fuchshelmschecke plus Schecke (To).
Foto: Maja Schnell
Bei diesem Pferd sieht man lediglich ein paar rote Haare im Schweif, der Rest des Körpers ist weiß.
Dann gibt es noch die Splashgenträger (Spl/spl). Diese wurden im Text schon erwähnt, hier kommen nun Beispielbilder von ihnen. Sie können phänotypisch (im Aussehen) sehr unterschiedlich sein.
Bei manchen Pferden sieht man das Splashgen sehr deutlich durch ein oder zwei blaue Augen, breite Blessen oder Stern und Schnippe und weiße Beine.
Ljósbrá frá Hnaukum aus der Zucht von Gunnar Rúnar Gunnarsson im Besitz von Fam. Weber
Manche Pferde zeigen eine Blesse, Stern und/oder Schnippe, meistens noch mit zusätzlich weißem Bein oder mehreren weißen Beinen.
Sautjándi aus dem Haasenbau, Vater ist Helmschecke, somit muss er das Splashgen tragen. Aus der Zuch von: Islandpferde aus dem Haasenbau.
Hier wird es schon schwierig ohne Gentest phänotypisch zu erkennen, ob er
Splashgenträger ist. Von der Abstammung her bräuchte man ihn jetzt nicht auf das Splashgen testen, da der Vater Helmschecke ist und somit immer ein Splashgen weitergibt.
Einige Pferde zeigen äußerlich keine Anzeichen, dass sie Splashgenträger sind.
Særós von der Hollerwiese , Mutter: Skelfing frá Skriðulandi, aus der Zucht von ZG Mühl-Ungeheuer,
Besitzer und Foto: Tina von der Heyde
Diese Stute zeigt keine weißen Abzeichen am Körper und kein Blau in den Augen. Hier kann man nur durch einen Test oder durch den Blick auf die Abstammung sehen, dass sie Splashgenträger ist. Ihre Mutter ist eine Helmscheckstute, deswegen muss sie das Splashgen tragen.
Fotos: Maren Haase (Islandpferde aus dem Haasenbau), Maja Schnell (Islandpferde aus dem Elfenreich), Tina von der Heyde (Hestkvina)
Quellen: Farben und Farbvererbung beim Pferd -Islandpferde-, Arriens, Henriette: Tierbuchverlag Irene Hohe; www.hindisvik.com (Heida Heiler); www.islandpferd.is (Janine Arens)